An Abelard aus dem Hause Gladmore
König und Protektor von Albernia
Majestät,
bitte vergebt mir das eilige Schreiben, doch es gibt etwas, das ich Euch dringend mitteilen muss. Ich hoffe, dieser Brief erreicht Euch früh genug, so dass Ihr noch Vorkehrungen treffen könnt.
Ich habe den begründeten Verdacht, dass gegen die Stadt Havena und womöglich Euch selbst ein Komplott geschmiedet wurde, das bald zum Abschluss kommt. Zu welchem Zweck es dient, ist mir nicht bekannt und ich kenne auch nicht alle, die daran beteiligt sind.
Doch ich habe ein Schriftstück, das beweist, dass Ser Arros Lamar, Hauptmann Eurer Königsgarde, eine Einheit horasischer Soldaten angefordert und gewährt bekommen hat. Er steht im Bunde mit dem Präfekten Gorn aus Grangor. Gorn dient zwar offiziell dem Gouvaneur Menderra, doch betreibt er im Geheimen viele eigene und illegale Geschäfte.
Ich konnte beide – Gorn und Menderra – kennenlernen und habe den Eindruck gewonnen, dass Gorn in Wahrheit derjenige ist, der die Garnison beherrscht, ohne dass Menderra etwas davon ahnt.
Was genau Lamar mit den Soldaten vorhat, kann ich nur mutmaßen. Aber ich bin mir sicher, dass Arros Lamar Euch und Havena nicht wohl gesonnen ist. Wie komme ich darauf?
Ich bin davon überzeugt, dass Lamar zusammen mit Fürst Wolskaer für die getöteten Heilkundigen der Stadt Havena verantwortlich ist. Auch hier ist mir der Zweck nicht bekannt. Ich kann in diesem Falle nur Mutmaßungen anstellen. Anfangs dachte ich, es würde womöglich einen Anschlag auf Euer Leben geben oder auf das der Kaiserin Mutter. Vielleicht ist dies auch in meiner Abwesenheit geschehen. Ich wurde entführt – auf Befehl von Fürst Wolskaer. Aber es gelang mir, meine Entführer zu einem Handel zu bewegen, der dazu führte, dass ich nun wieder frei bin.
Fest steht, dass der Tod Eures Hofmedicus kein Unfall war. Ich habe selbst seine Leiche untersucht und fand Spuren eines fremdländischen Giftes bei ihm. Es gibt zwei Männer in Havena, die Euch weitere Fragen zu diesen Ereignissen beantworten können. Da ich nicht weiß, ob dieses Schreiben in Feindeshand fällt, kann ich ihre Namen nicht nennen, sondern muss sie umschreiben. Vergebt mir bitte erneut.
Einer von beiden ist der neugierigste Mensch des ganzen Mittelreiches. Der andere ist nicht auffindbar. Aber der Neugierige weiß, wo er sich aufhält.
Ich bin mir darüber bewusst, welches Gewicht meine Anschuldigungen haben. Wie mein Vater – Euer Neffe - zweifelsfrei bestätigen kann, bin ich in den grundsätzlichen Rechtsangelegenheiten unterrichtet worden und kenne das Gesetz.
Es ist mir auch vollkommen bewusst, wie leicht man dies hier als das eifrige Geschwätz eines Burschen abtun kann, der noch so jung an Jahren ist, dass er keinesfalls alles verstehen kann.
Doch ich bin Euch, Eurem Haus und unserem Land treu ergeben und wohlgesonnen und versuche auf diesem Weg, ein Unheil zu verhindern. Und sollte ich mich irren und falsche Kunde geben, so bekenne ich mich schuldig. Doch ich bitte Euch, Majestät, bereitet Euch auf einen Schlag vor. Er wird von Lamar und Wolskaer kommen.
Zuletzt teile ich Euch mit, dass mein Vater, seine Durchlaucht Fürst Fionan Trevelyan, ein Schreiben ähnlichen Inhaltes erhält. Der Löwe und die Ziege standen schon früher gemeinsam zusammen und sind durch das Blut verbunden.
Ich bete zu den Zwölfen um Euer Wohlergehen.