Oh mein geliebter Alexander,
vergib mir. Ich habe mein Versprechen gebrochen. Ich habe nicht auf mich genommen, was auch immer dafür nötig sein mag, um mit Dir zusammen zu sein.
Im Gespräch mit dem dunklen Gott, der Dich beherrschte, erinnerte ich mich daran, daß Du mir nach Deiner Rückkehr sagtest, er sei das Einzige, das Dich am Leben erhält. Du sagtest mir, Du wärst gestorben, dort in der dunklen Grabkammer, und er hätte Dir ein Angebot gemacht. Meine Hand auf Deinem Herz fand keinen Herzschlag. Deine Haut war eiskalt.
Er sagte, er wolle sich von Dir nicht wieder verdrängen lassen.
Wenn er aber gehe, dann müßtest auch Du sterben.
Guter Gott! Wäre so denn eine gemeinsame Zukunft überhaupt möglich gewesen?
Was Lord Kirkwood mir sagte und die Absprache, die wir trafen, gaben mir die Hoffnung, daß sich nun alles zum Guten wenden würde. Alice hätte ein neues Heim auf meinem Landsitz gefunden und Du und ich und Miss Ackermann und Mr. Adisa hätten Pläne schmieden können, um das Dunkel zu verhindern, das unsere Welt bedroht.
Daß Deine Schattenseite jedes Wort hörte, das Du hören konntest, alles sehen konnte, was Du gesehen hast, hatte ich mir nicht vor Augen geführt. Immerhin hast Du einen Teil seiner Kräfte beherrscht, obwohl Du ihm zu jener Zeit nicht erlaubt hast, Dich zu kontrollieren.
Hättest Du mich zu dem machen können, was Du bist?
Oder wäre ich nur ein schlechtes Abbild dessen geworden, was wir auf unserer Suche bereits einige Male fanden: Einer jener halb verwesten wandelnden Leichname ohne echten Geist, nur darauf bedacht, zu töten?
Daß Du eben jene bedauernswerten Kreaturen vernichtet hast, die der dunkle Gott erschaffen hat, der in Dir wohnte, erfüllt mich mit Stolz und Liebe zu Dir.
Hättest Du ihn verdrängen können, wenn ich Dich unterstützt hätte? Wenn ich Dir zugerufen hätte, Dich dazu aufgefordert, darauf gedrängt hätte, gegen ihn zu kämpfen?
Ich tat es nicht. Ich ließ Dich im Stich. Ich sah nur diesen einen Weg.
Das werde ich ewig bereuen.
Ein Teil von mir erklärt dem dunklen Gott, der Dich beseelte, dafür den ewigen Krieg und schwört Blutrache und Vernichtung. Aber der andere Teil fragt sich, ob ich ihm nicht dankbar dafür sein sollte, wenigstens noch die kostbaren Augenblicke mit Dir geteilt zu haben, die es ohne sein Zutun nicht gegeben hätte.
Mir bleibt unser Walzer.
Ich habe damit gerechnet, daß ich sterben könnte, auch wenn ich keine Vorstellung davon hatte, wie es passieren könnte.
Daß Du aber von mir gehen könntest lag für mich außerhalb des Möglichen.
Ich betrachte mich von Stund an als Deine Witwe.
Ich werde das Schwarz anlegen.
In ewiger Liebe
Deine A.
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