Divine Cast
17.11.2011
Momper
Kommentare: 4
Der Gott Atum versuchte, den Ort in sich zu finden, an den er sich immer entspannt hatte zurückziehen können. Nebethetepet wartete geduldig auf seine Anweisungen, um ihm zu seiner größtmöglichen Zufriedenheit zu Diensten zu sein. Er wollte die seltenen Stunden zur vollen Gänze auskosten, die er in Zweisamkeit mit seiner Gemahlin erleben konnte, bevor das Tagesgeschäft erneut seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber er war unzufrieden und fand keine Stille in sich.
Die Ereignisse der jüngsten Zeit (was auch immer das in echten Tageseinheiten bedeutete hatte ihn längst zu interessieren aufgehört) sorgten für Wirbel in seinem Reich. Nicht nur hatte Grangers unfassbare Bande von dreisten Kindern die Dinge wieder und wieder ins Chaos gestürzt. Nach allem, was sie jetzt wussten, hatten sie auch dafür gesorgt, dass drei Probanten noch vor der Indoktrinierung erwacht waren und nun frei durch die Weiten Khems reisten.
Atum war unzufrieden mit der Arbeit von Hem Dewesh – dem Anubis – dem die drei Flüchtigen mehr als einmal entwischt waren. Schließlich hatte er sie unter Aufbietung seiner Kräfte aber immerhin nach Heliopolis geschafft. Doch seit sie wieder verschwunden waren, fand der Jäger keine Spur mehr von ihnen. Und wenn nicht einmal Dewesh sie fand – der einmal ein echter Mensch gewesen war – dann würde es überhaupt keinen Effekt haben, die Zwillinge Tephi und Mewat zu entsenden, die noch weniger als der Anubis einen Einblick in die Gedankenkonstrukte der Sterblichen hatten.
Atum war außerdem unzufrieden mit Nephthys, deren falsches Abydos offensichtlich nicht überzeugend genug gewesen war, um die drei Abtrünnigen davon zu überzeugen, sich unterzuordnen. Er hatte ihr Glauben geschenkt, als sie beteuerte, die Flüchtigen bereits zur Genüge durchschaut zu haben, um in ihnen die benötigten Wünsche und Sehnsüchte zu entwickeln, anzusprechen und zu seinem, Atums, Nutzen durch Befriedigung zu kultivieren. Hätte sie sich mehr Mühe gegeben – oder besäße sie mehr Talent – dann hätten die drei inzwischen freudig ihr neues Leben begonnen und würden nun zur Zufriedenheit aller in einer der Welten von Khem dienen. Wieder einmal entdeckte er, wie sehr er Temet und ihre besondere Fähigkeit vermisste. Wäre seine Tochter nur nicht so restlos verstrickt gewesen in den allzu weltlichen Ansichten über sterbliche (und darum für Götter nicht mehr gültige) Tugenden wie Gerechtigkeit und Güte, dann wäre sie noch immer an seiner Seite und würde über Abydos gebieten. Dann wäre sie nun Nephthys, und Amber Holmes hätte niemals von dem Khem-Projekt erfahren. Doch Temet war vernichtet.
Osiris und Seth hatten sich bisher aus dem Konflikt herausgehalten. Diese Sache fiel nicht in ihr Einflussgebiet. Atum dachte natürlich darüber nach, wie er die Fähigkeiten der beiden anderen Götter bestmöglich nutzen konnte. Ihre offensichtliche Unlust, initiativ Schritte zu unternehmen, um ihm, Atum, der ihnen Herr und Vater war, zu Gefallen zu sein, damit er nicht mit solch weltlichen Problemen geschlagen war, enttäuschte ihn ebenso maßlos wie Nephthys’ Unfähigkeit. Es wurde Zeit, ihnen erneut ihre Austauschbarkeit vor Augen zu führen und dann zu sehen, ob sie ihr Verhalten änderten.
Selbst der Gedanke an Isis brachte Atum keinen Labsal. Die Magierin hatte nach seinen Instruktionen die Welten Khems erschaffen und war immer äußerst fähig gewesen. Doch selbst ihrem wachsamen Auge waren die drei Abtrünnigen entschlüpft. Und das verwunderte den Gott umso mehr. Er hatte immer geglaubt, Isis würde ein intuitives Verständnis für die Tiefen der Welten haben. Doch das abtrünnige Mädchen, dessen Name Kate war, war gar nicht mehr aus dem falschen Abydos zurückgekehrt – und weder Isis noch Nephthys wussten, wohin sie gestürzt sein konnte, nachdem die rasch improvisierte Täuschung sich aufgelöst hatte. Und die beiden Männer waren ebenfalls einfach verschwunden – der eine aus Nihon, der andere aus Kemet – obgleich eine große Zahl vorbereiteter Wächter mit ihrer Überwachung betraut waren. Atum nahm sich vor, Tephi und Mewat zu sich zu befehlen – die ebenfalls mit der Überwachung betraut gewesen waren - und ihre Erinnerung zu lesen.
Vielleicht wurde es Zeit, Kontakt zu der Welt außerhalb seiner Realität aufzunehmen. Atum verabscheute es zutiefst, die Welten Khems als Simulationen zu bezeichnen, wie Isis es zuweilen tat – als ob sie nicht von der Echtheit seines göttlichen Reiches überzeugt sei. Dabei war sie inzwischen fast genauso lange hier wie er selbst. Aber vielleicht brachte es genau die Einsicht in die Welt mit sich, die sie hatte und die ihm verwehrt blieb, die sie immer wieder daran erinnerte, dass all das hier berechnete Geometrie war. Sei es drum. Das war ihr Problem, nicht seines.
Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Atum fokussierte sich auf den Gedanken.
Imhotep, Chepre, Thot, Upuaut, Ptah und Sachmet waren auf dem Weg hierher.
Osiris bereitete gerade eine Zusammenkunft in seinem Tempel vor, um die Fortschritte des Projektes zu besprechen. Zu diesem Zweck würden alle Götter zusammen kommen.
Dann, wenn er sie aus dem Treffen entließ, würde es sicher einen Weg geben, mit ihrer Hilfe die Nummern der Abtrünnigen über deren Körper in der Welt außerhalb Khems herauszufinden. Isis würde dieses Problem lösen.
Überhaupt – Atum wollte gewichtigere Aufgaben bewältigt wissen, als das Aufbegehren einer Gruppe undankbarer Sterblicher.
Die Nachricht war an sein Ohr gedrungen, dass Upuaut und Sachmet besonders interessante Gäste nach Khem geschleust hatten, die vielleicht endlich der Schlüssel zur eigentlich letzten Aufgabe sein konnten. Wenn nur Imhotep endlich einen Weg fand, aus dem Rohmetall einen Schlüssel zu formen.
Und da fand der Gott Atum die benötigte Stille. Der Glaube, der göttliche Erfinder würde ihm in kurzer Zeit die lang ersehnte Antwort geben, erfüllte ihn so sehr, dass er es Nebethetepet endlich gestattete, sich ihm zu nähern. Mit einer Handbewegung glommen die Feuer um sie herum auf und tauchten die Liegewiese in ein warmes Licht. Gleichtzeitig verdunkelte der Raum hinter den Lichtern so sehr, dass es schien, Atum und seine Gemahlin würden sich gänzlich allein im weiten All befinden. Als Nebethetepet näher kam, bewegte der Gott die Hand erneut und befahl der Realität, die Gewänder der Frau von ihrer Haut streifen zu lassen. Er selbst lag lässig zwischen Kissen auf dem Boden und blickte zu der bronzefarbenen Schönheit auf, als sie sich zu ihm herunterbeugte und mit einer Hand unter die erste Schicht der Roben fuhr.

In einer durchsichtigen Röhre an einem Ort weit unter der Erde lag der Körper von Reuben Chapman in einer wohltemperierten Flüssigkeit. Die Muskeln der alten Kreatur waren vollkommen verkümmert. Und so war die Bewegung nur bei genauerer Betrachtung erkennbar, als sich die Mundwinkel des ältesten Mannes der Welt ein wenig nach oben schoben.
17.11.2011 23:16
Schlüssel? Letzte Aufgabe? Mimimi?

Aber hey...er is unzufrieden mit seinen Göttern *händereib*
19.11.2011 16:30
o.O  Wie jetzt... Nummern herausfinden?!

Aber cool geschrieben! Ausgesprochen göttlich! ;)
19.11.2011 18:04
Ich vermute ja mal ganz stark das Credo son bisschen am Arsch ist, weil dieser eine Kerl ihn ja offenbar kannte und gesehn hat in welcher Kapsel er liegt :/
19.11.2011 18:30
O.O  Wus?!

Mimimi!!!  

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